Geplante Alleingeburt bei 35+6

Die Mama im folgenden Bericht bekommt ihr drittes Kind. Bereits ihre ersten beiden kamen recht früh auf die Welt. Auch dieses kündigt sich früh an. Diesmal soll das aber kein Hindernis für eine ungestörte Geburt zu Hause sein.                                                                                                                       Im zweiten Teil des Berichts berichtet sie außerdem von dem 24-stündigen Krankenhausaufenthalt, der aufgrund von Anpassungsstörungen nach der Geburt nötig war. Wer keine Trigger lesen möchte, hört an der entsprechenden Stelle – ist deutlich gekennzeichnet – bitte auf zu lesen.                                                                                                        Vielen Dank an dieser Stelle an die Berichtschreiberin, dass ich diesen Bericht hier teilen darf. 🙂

So nach über 10 Wochen schreibe ich mal unsere Geburtsreise auf.
Es hat am Montag den 25.6.2018 angefangen (35+5 SSW).
Ich war mit meiner Zweieinhalbjährigen mittags im Baumarkt, um einen Schlauch für den Pool zu kaufen. An der Kasse hat sie zwei Luftballons geschenkt bekommen. Am Auto habe ich, wie versprochen einen aufgeblasen. Dabei dachte ich, etwas eingepullert zu haben.
Zu Hause angekommen, ca 13 Uhr, ging etwas mehr Wasser ab. Im Auto dachte ich noch, dass es ja der Knaller wäre, wenn es jetzt losginge. Als hätte das Baby gewartet, bis alles Notwendige angeschafft wäre. Ja, der Schlauch hat noch gefehlt. Jetzt war er da und es ist tatsächlich meine Blase gesprungen. Bei den beiden Großen hat es ebenfalls so angefangen (36+3 und 36+0).
Ich habe dann meinen Mann angerufen und ihn gebeten, sich auf den Weg zu machen, da hier noch nichts und absolut noch gar nichts vorbereitet war.
Danach habe ich den Großen 7Jährigen von der Schule abgeholt.
Ich war erstaunlich gelassen. Es war irgendwie „normal“ und aufregend zugleich. Zu Hause angekommen haben die Kinder gespielt und ich habe gefühlt einen Frühjahrsputz im Wohnzimmer gemacht. Meine Gebärmutter hat hin und wieder mal etwas Aktivität gezeigt und ich habe geputzt, vorbereitet und noch mehr geputzt. Da war er also, der Nestbautrieb. 😉
Mein Mann kam gegen 14 Uhr und er fing gleich an, den Esstisch abzubauen, um Platz für den Geburtspool zu machen. Innerlich habe ich mit meiner zweiten Geburt verglichen. Meine Tochter war acht Stunden nach Blasensprung da. Ich wollte gern alles bis dahin fertig haben. 🙂
15,30 Uhr war alles bereit für die Ankunft von unserem Überraschungsei. Mein Mann ist mit den Kids zum Spielplatz und ich habe noch bis 18 Uhr geschlafen. Meine Gebärmutter wurde etwas aktiver. Es waren gaaaaaanz leichte Mini-Wellen im Abstand von 3-5 Minuten.
Wir haben um 20 Uhr alle zusammen Abendbrot gegessen und danach die Kids bettfertig gemacht. Ich habe meine Tochter in den Schlaf gestillt, was die Aktivität meiner Gebärmutter ordentlich angekurbelt hat. Die Wehen waren alle 2 Minuten. Ich habe gezeichnet und freue mich, dass alles so gut voran geht. Innerlich habe ich mich darauf eingestellt, dass das Baby darauf wartet, bis die Kinder schlafen, um dann in Ruhe zu kommen. Es hat sich so angefühlt.
Mein Mann hat dann den Pool mit Wasser gefüllt. Wir haben noch ein paar letzte Bauchbilder gemacht. Ich habe Kerzen angemacht. Es war eine schöne und entspannte Stimmung. Gegen 23 Uhr bin ich dann in den Pool, um da festzustellen, dass die Wehen schwächer wurden und die Abstände länger …. also wieder raus. Es war dabei geblieben. Somit versuchte ich nochmal zu schlafen. Die Wellen waren mir im Liegen unangenehm.
Ich verbrachte die nächsten Stunden damit, zwischen den Wellen zu dösen und die Wellen im Vierfüßler zu verkreiseln.
Um 7 Uhr wird meine Tochter wach und stillt ganz eifrig. Meine Gebärmutter nimmt sofort ihren Job in Angriff und wellt was das Zeug hält. Ich töne mit und habe auch keinen Bedarf mehr Abstände zu messen. Ich weiß, jetzt geht’s los.
Mein Mann wird, umso lauter ich die Wellen vertöne, umso schneller dabei, den Pool wieder warm zu kriegen. Er lässt erst Wasser ablaufen und dann kippt er heiß aufgekochtes Wasser nach. Leider ist da der improvisierte Adapter vom Hahn abgefallen und er hatte ein paar Wege mehr mit den Eimern und dem Wasserkocher.
Die Kinder waren wach und total erfreut über den nun endlich mit Wasser befüllen Pool und sind rein gehüpft und haben Spaß gehabt.
8 Uhr: Ich bin dazu. Nun ja, es war nicht so romantisch, wie ich es mir mit den Kindern im Pool beim Gebären vorgestellt habe.
Bei den Wellen haben sie mich richtig gestört. Die beiden haben es gut gemeint und wollten mich trösten. Ich konnte es in dem Moment überhaupt nicht gebrauchen und schließlich wurden sie mit dem Lap Top und YouTube ins Schlafzimmer verfrachtet. Ich tönte und versuchte meine Affirmationen zu fokussieren.
Ab 9 Uhr wurde es intensiv und aus meinen Tönen wurde ein Brüllen. Ich war soooo laut. Richtig laut. Es ging mir wunderbar dabei. Mein ganzer Körper hat gearbeitet. Ich habe jeden Muskel gespürt und unser Baby, wie es sich nach unten schiebt. Wieder habe ich mit der Geburt meiner Tochter verglichen, die in dem Stadium nach 10 Minuten geboren war … nun ja … den Gedanken hatte ich dann ein paar mal. Zwischendurch habe ich mal unten gefühlt. Da ich aber noch nie mich unten mal gefühlt habe während einer Geburt, hatte ich gar keine Ahnung was ich da spüre. In dem Moment war es für mich kein Kopf. Ich bekam etwas Panik und dachte nur: Was ist das denn jetzt? Da war so eine Kante zu spüren. Ich konnte das gar nicht einordnen. Ich habe das meinem Mann mitgeteilt, der etwas hilflos mich angeschaut hat und mich gefragt hat, was wir jetzt machen sollen? Ich meinte darauf hin nur: „Das Kind jetzt bekommen.“ Im Nachhinein waren das die Schädelplatten, die ich gespürt habe, die sich übereinander geschoben haben. In dem Moment war ich nicht in der Lage so weit zu denken.
Die Welle danach habe ich den Ring of Fire gespürt und meinte nur: „Jetzt kommt das Baby“
Mit einer weiteren Welle kam das Köpfchen und der Körper hinterher. Ich habe mein Baby in Empfang genommen und auf meine Brust gelegt. Mein Mann hat mir ein Handtuch gereicht und dann die Kinder geholt. Wir haben dann geschaut. Ein Junge. Ein kleiner süßer Junge, der uns kräftig begrüßte und gar nicht aufhören wollte seine ersten Schrei zu beenden. Wir haben noch kurze Zeit im Pool verbracht und bevor wir auf die Couch übersiedelten. Ich habe nochmal gepresst und die Plazenta geboren, die mit den Eihäuten noch an mir festgehalten hat. Ich hatte ein Säckchen Plazenta zwischen den Beinen und dachte nur: „Scheiße, was ist das denn jetzt?“ Irgendwie bin ich mit Baby und Plazenta zwischen meinen Beinen auf der Couch angekommen und wir haben erstmal ausgiebig gekuschelt. Der kleine Mann hatte sich auch beruhigt und neugierig seine Umwelt betrachtet. Mit seinen großen Augen schaute er hin und her und fing dann auch an die Brust zu suchen. Auf Anhieb hat das erste Andocken gut geklappt und wir waren alle in Love.
In der Zwischenzeit hatten wir unserer Hebamme Bescheid gegeben, dass die Plazenta irgendwie nicht loslassen will. Sie wollte bald vorbei schauen.
Wir lagen erstmal nur da und haben gekuschelt. Es war wunderschön. Im Gedanken habe ich mich bei meiner Plazenta bedankt für ihre gute Arbeit, für die tolle Schwangerschaft und dass sie gerne loslassen kann. Tatsächlich hatten sich die Eihäute von mir gelöst und ich habe auch ganz normal geblutet. Wow, wir haben es geschafft. Die Geburt, die Nachgeburt, alles lief wunderbar. Unser perfektes Baby im Arm.

Trigger -> Anpassungstörungen mit Krankenhausaufenthalt

Und dann fing der Kleine auf einmal an merkwürdig zu atmen. So angestrengt. Als würde er Verstopfungen haben. Ich habe mir erst nichts dabei gedacht und wir sind ins Schlafzimmer und murmelten uns ins Bettchen.
Es stöhnte in einer Tour und so langsam machte es mir Sorgen. Mir kam der Gedanke, dass er Probleme mit seiner Atmung haben könnte. In dem Moment beobachtete ich, wie seine Stirn langsam anfing blau zu werden.
In diesem Moment klingelte es an der Tür. Meine Hebamme.
Sie kam mit ihrer Praktikantin und hörte nur seine Atmung und sagte sofort: „Der hört sich nicht gut an.“ Sie schickte ihre Praktikantin runter zum Auto, um ihr Sauerstoffsättigungsgerät zu holen. 92%. Zu wenig. Es ging dem Kleinen schlecht und er musste ins Krankenhaus. Innerlich brach eine Welt für mich zusammen. Auch nach über 10 Wochen kommen mir noch Tränen jetzt beim Schreiben.
Ich packte schnell die wichtigsten Sachen zusammen und funktionierte. Unser Sohn wurde gewogen und vermessen (2730g , 49 cm lang und 32 cm KU). Er war unterkühlt (35,8 Grad ) und wir zogen ihn schnell ganz warm an und riefen die Feuerwehr. Meine Tochter bekam die Schwingungen mit und drehte völlig am Rad. Meine Hebamme füllte schnell die Papiere aus und dann klingelte es schon.
Die Fahrt war eine Katastrophe. Die Fragen von den Feuerwehrmännern und mein kleines, hilfloses, stöhnendes Baby im Arm. Auf einmal kein Stöhnen mehr. Das waren die schlimmsten zwei Sekunden meines Lebens. Auf einmal stöhnte er weiter. In dem Moment wäre ich schon zusammen geklappt, hätte ich nicht funktionieren müssen.
Im Krankenhaus angekommen bringen mich meine fünf Bodyguards auf die Station. Ich bedanke mich und verabschiede mich.
Dort soll ich untersucht werden. Ich frage mich, warum? Mir geht’s gut. Mein Sohn braucht Sauerstoff. Sie bringen uns in einem Raum. Ich lege den Kleinen ab, lege meine Tasche zu Seite und werde mit Fragen bombardiert. Der Arzt kommt und nimmt meinen Sohn mit. Ich nehme meine Tasche und laufe hinterher. Auf die Frage, wo er hingebracht wird, kommt: „Er wird untersucht.“
Ich klebe dem Arzt wie eine Klette am Arsch und weiche nicht von meinem Sohn. Angekommen im kleinsten Schockraum der Welt, bittet mich der Arzt raus. Ich lehne ab. Er fängt an zu diskutieren. Ich weigere mich. Es kommt eine Schwester mit einem Stuhl. Sie sagt zum Arzt, dass es noch weitere Patienten gäbe und es keine Zeit zum Diskutieren gibt. Sie reicht mir den Stuhl mit den Worten: „Sie haben doch gerade entbunden, setzen sie sich lieber.“ Ach ja, stimmt ja. Ich habe erst vor drei Stunden entbunden. Das fühlte sich so weit weg an. Mein Zuhause, unser Wochenbett …
Der Kinderarzt fügte sich und begann mir alles zu erklären, was er jetzt macht und warum und was passiert.
Der erste Griff ging zur Nabelklemme. Ich habe ihn abgehalten und eindringlich klar gemacht, dass nicht abgeklemmt wird. Skandal. Zum 1. Mal in diesem Krankenhaus war eine Lotusgeburt auf Station. Ich war wohl das Gesprächsthema Nr. 1 auf der Station.
Der Arzt respektierte meinen Wunsch. Unter der Wärmelampe ging es unserem Sohn gleich besser. Seine Sauerstoffsättigung stieg. Jedoch strengte ihn das Atmen sehr an.
Mein großer Sohn hatte das nach der Geburt auch, nur hatte es sich anders angehört. Der Große kam für eine Stunde in so einen Brutkasten mit zusätzlichem Sauerstoff und dann war gut. Ich dachte, dass wird jetzt hier auch so gemacht.
Der Arzt war wirklich sehr geduldig mit mir und erklärte mir, dass unser Sohn eine Nasenmaske braucht, die Sauerstoff in seinen Körper drückt, so dass er fürs Atmen keine Kraft braucht und er sich so stabilisieren kann. Zudem brauchte er noch eine Magensonde, weil dadurch auch Luft in den Bauch gedrückt wird und durch die Sonde die Luft entweichen kann. Es war so schlimm für mich zu sehen, wie immer ein weiterer Schlauch und ein weiteres Kabel an ihn angebracht wurde. Die Zeit im Schockraum kam mir ewig vor. Mir war gleichzeitig heiß und kalt und schwindelig und alles war zu viel. Wir mussten stationär aufgenommen werden. Auf die Neo-Intensiv. Unser Glück war die Lotusgeburt. Wegen der „Keimschleuder“ durfte unser Sohn nicht zu den anderen auf die Intensiv und somit wurde für uns extra ein Zimmer eingerichtet, damit ich mit aufgenommen werden kann, um mich um die Plazenta zu kümmern. Unser Glück. Sonst wäre ich nur ein Besucher. Auf dem Zimmer angekommen, wurde unserem Sohn noch ein Zugang gelegt, da er eine Glucoselösung intravenös erhalten sollte.
Ich wollte nur kuscheln. Was wir bis zur Entlassung dann auch gemacht haben. Mir wurde empfohlen zuzufüttern, da das Stillen mit Magensonde im Mund schwer wäre. Mein Kleiner hat es geschafft. Er war so tapfer. Ich habe so viel geweint. Mich tröstete der Gedanke, dass wenn alles gut läuft, wir einen Tag später nach Hause können.
Nach fünf Stunden hatte er sich so gut stabilisiert, dass er keinen zusätzlichen Sauerstoff mehr brauchte und die Magensonde somit auch raus konnte. Jetzt konnte ich wieder sein ganzes Gesichtchen sehen. Mir fiel es schwer das Geschehene anzunehmen. Das war also unsere Geburtsreise und der Start vom Wochenbett? Ja … das war unser Weg. Die Nacht ging vorüber und seine Werte waren vorbildlich. Er hatte paar mal gestillt und ich konnte die Visite nicht abwarten. Ein letztes Warten auf Blutergebnisse. Keine erhöhten Entzündungswerte. Wir können gehen. Exakt 24 Stunden waren wir im Krankenhaus. Mein Mann hat uns mit den Kindern abgeholt. Wir konnten nach Hause und da weitermachen wo wir aufgehört haben. Zu Hause ankommen und kuscheln.
Meine Hebamme fragte mich, ob ich mich nochmal für eine freie Geburt entscheiden würde. Nach längerem Überlegen hätte ich mich nochmal für diesen Weg entschieden, aus mehreren Gründen:
1. bei 35+6 hätte keine Hausgeburt stattfinden können.
2. auch keine Geburt in unserem Wunschkrankenhaus, da dieses keine Neo hat und erst ab 36+0 Geburten aufnimmt.
3. hätte ich niemals im Krankenhaus so selbstbestimmt bei meinem Sohn bleiben können. Sie hätten ihn sofort abgenabelt und auf die Intensiv gebracht und ich würde da im Kreisssaal liegen und wäre machtlos.
Ja! Es war unser Glück, dass wir uns für diesen Weg entschieden haben und somit nie getrennt waren.

Unser Kleiner entwickelt sich prächtig und hat sich schon verdoppelt. 🙂 Er war bei der U3 schon 58cm groß und 5110g schwer mit 6 Wochen. Wir sind schwer verliebt. Die Kinder vergöttern ihn und er genießt hier sein Leben und verbringt mit 10 Wochen den meisten Tag mit Schlafen und Stillen. <3

Gut zu wissen: Anpassungsstörungen sind bei Kindern, die in den Wochen vor der 37. Schwangerschaftswoche geboren werden, nicht selten, nehmen aber ab, je reifer das Baby wird. Meist handelt es sich um Probleme mit der Wärmeregulation, der Blutzuckerregulation und der Atmung. Ein Baby, dass zu früh geboren wurde, muss daher besonders gut beobachtet, warm gehalten und schnell an die Brust gelegt werden (um eine Unterzuckerung zu vermeiden). Für den Fall, dass es sich nicht schafft, selbst zu regulieren, sind – wie in diesem Bericht – die Experten zuständig.