Alleingeburt mit vorliegender Hand – 17 Tage nach Termin

Ihr Lieben, mit der Geburt im folgende Bericht habe ich vor nicht langer Zeit life über fb selbst mitgefiebert. Eine spannende Geschichte über Geduld und Vertrauen. Es ist das sechstes Kind dieser Mama und ihre erste Alleingeburt. Viel Spaß beim Lesen! 🙂

Ich muss etwas ausholen, meine anderen Geburten waren recht interventionsreich. Man sagte mir im Krankenhaus, ich hätte eine Wehenschwäche. Selbst bei meiner vierten Geburt, die nur drei Stunden ging und ich schon mit 5 cm offenem Muttermund im Krankenhaus ankam, hieß es „Wehenschwäche und der Wehentropf muss sein“.
Bei jeder Geburt war es so, dass die Wehen sofort nachließen, wenn ich auch nur an das Krankenhaus dachte, was natürlich die Diagnose „Wehenschäche“ auch noch bestätigte. Was tatsächlich eine Wehenschwäche ist, lernte ich erst später. Was alles während der fünf Geburten vorgefallen ist, soll nun aber Nebensache sein. Die Hauptsache ist, was ich über mich lernte in der letzten Schwangerschaft.

Die gesamte Schwangerschaft über wusste ich, dass ich eine Alleingeburt will. Niemand fasst mich an, keiner sagt was ich tun soll, ich kann gebären wie ich will. Darauf habe ich mich auch vorbereitet.
Natürlich habe ich nichts meiner Frauenärztin erzählt. Ich wusste, dass sie selbst Hausgeburten nicht sehr positiv gesonnen ist.
Kurz vor dem Entbindungstermin war ich also bei meiner Frauenärztin. Nach der Untersuchung, wo keinerlei Probleme ersichtlich waren, sagte sie mir mit einem Lächeln im Gesicht: „So, Frau C., wenn das Baby dieses Wochenende nicht kommt, bekommen sie am ET+1 eine Überweisung zur Einleitung. Das ist doch auch in ihrem Interesse, oder?“
Ich antwortete mit einem selbstbewussten: „Nein.“
Das Lächeln in ihrem Gesicht war ganz schnell weg und eine ernste Miene zeichnete sich ab. Die Diskussion, die nun folgte, war fast schon lächerlich, da die gute Dame ihre eigenen Ergebnisse und Untersuchungen anzweifelte, nur um mir Angst zu machen. Hat aber nicht funktioniert.
Ich sagte zu meinem Mann: „Die Frau sieht mich nie wieder.“ Und so war es dann auch.

Der Entbindungstermin verstrich also, es hält sich ja auch kaum ein Baby dran, alles noch normal. Ich hatte dann auch mal einige Tage nach dem ET einen Fehlalarm. Immer mal wieder Wehen. Meinem Mädchen schien es gut zu gehen, sie strampelte und bewegte sich sehr gut. Ich kam an die magische Grenze, ET+14 und ab da muss ich zugeben, geriet ich doch etwas in Panik. Das war meine Grenze, und ich entschied mich, ich gehe über diese Grenze. Das ist nur ein Datum, nur ein Datum … mein Baby braucht eben noch etwas. Sämtliche Versuche die Geburt anzuregen, haben nicht funktioniert. Von Rizinusöl halte ich nichts, davon hab ich die Finger gelassen.

An ET+16 angekommen, hatte ich abends gute und recht eindrucksvolle Wehen. Aber sie waren nicht ganz so regelmäßig. Ich hatte dennoch meine Freundinnen informiert, die sollten ja dabei sein. Geburtsort war vorbereitet. Mein Mann war in Panik, also alles normal. Am Abend ging und ging aber nichts vorwärts, ich konnte nicht so recht abschalten und loslassen denke ich. Es kam mir auch so vor, als ob der Kopf einfach noch nicht so richtig im Becken war. Also was macht man dann in so einem Fall? Ich habe zumindest dann Sarah Schmid gefragt und die hat mir dann auch gut geholfen, nebenbei hat es mich auch etwas abgelenkt. Ich habe ein paar Übungen (sind auf der Seite von Sarah Schmid) gemacht, damit mein Baby den Weg ins Becken findet. Wenn das dann so passiert ist, hören die Wehen erst mal auf und das taten sie dann auch. Ich habe diese Pause dann auch genutzt um noch etwas zu schlafen.

ET+17, ich wache um ca. 2 Uhr auf mit heftigen Wehen, sie waren regelmäßig alle 3 Minuten und ohne Veratmen nicht mehr auszuhalten. Nach einer halben Stunde weckte ich erst mal meinen Mann und offenbarte ihm, dass nun das Baby kommt. Ich konnte so nicht mehr liegen, die Schmerzen waren im Liegen nicht sonderlich angenehm. Also bin ich aufgestanden und hab meiner Freundin über Whatsapp mitgeteilt, sie und meine andere Freundin sollen sich doch bitte auf den Weg machen. Was ich nicht mitbekommen habe, die beiden scherzten wohl, dass es vermutlich doch wieder nur ein Fehlalarm ist und das Baby vermutlich in meinem Bauch die Volljährigkeit feiert.

Um ca. 3 Uhr sind sie dann auch bei mir aufgetaucht, ich habe ihnen die Türe geöffnet und musste auch prompt in der Türe eine Wehe veratmen. Es tat mir gut, wenn ich bei jeder Wehe leicht mitgeschoben habe und das tat ich auch die ganze Zeit über. Wir standen im Wohnzimmer, es war abgedunkelt, ein Stuhl stand recht mittig und ich stand an der Rückenlehne. Meine zwei Freundinnen und mein Mann waren mit mir im Raum. Eine Freundin machte sich einen Kaffee und ich wollte auch einen. Es war ja früh und ich mag halt Kaffee, anscheinend auch in der Eröffnungsphase. Also stand ich da und zwischen den Wehen habe ich einen Schluck Kaffee genommen. Um 4:30 Uhr merkte ich dann, dass es wohl knapp wird mit dem Kaffee und hab ihn recht zügig getrunken. Ich habe meine Freundinnen gesagt, dass es nun recht gut wäre, die Plane und die Decken auf den Boden zu legen. Meine Beine fühlten sich an wie Wackelpudding und ich wusste, dass ich nicht mehr lange stehen konnte. Um 4:40 Uhr lag ich also mit dem Oberkörper auf dem Stuhl so, dass meine Position kniend war und unten rum nackt. Mein Gefühl sagte mir pressen und ich konnte auch nicht mehr anders als diesem Gefühl nachzugeben. Um 5:10 Uhr begann ich also zu pressen. Mein Mann hat gebetet und meine Freundinnen hielt den Rest meiner Freunde auf dem Laufenden. Während der ganzen Zeit wollte ich nicht angefasst werden und gab das auch lautstark zu verstehen, als mir mein Mann die Hand halten wollte. Ich presste und spürte wie sich mein Baby bewegte und teilte auch den anderen mit, dass alles ok ist. Ich fühlte, wie der Kopf tiefer trat und dachte der Kopf kommt nun gleich. Nach einigen Malen Pressen wunderte ich mich, wo der Kopf bleibt. Aber dann kurz drauf spürte ich, wie der Kopf seinen Weg fand, regelrecht wie ich mich dehnte, das nahm ich ganz bewusst war. Eine Flüssigkeit tropfte aus meiner Scheide, es roch nach Baby, da musste dann die Fruchtblase nachgegeben haben. Ich presste weiter. Dann meinte meine Freundin: „Ich seh den Kopf, da ist die Hand davor, macht das was!?“. Ich sagte energisch: „Nein!“ (Was soll das auch machen, wenn beides schon fast draußen war, so mein Gedanke). Meine Freundin: „S., der Kopf ist ……….“

Noch bevor meine Freundin den Satz beenden konnte, musste  sie meine Tochter auffangen. Sie ist felsenfest davon überzeugt, meine Tochter wäre sonst wie eine Rakete durch die Wand in die Wohnung unseres Nachbarn geschossen. Um 5:45 Uhr wurde meine Tochter mit der Hand am Kopf geboren, 53cm und 3960 gr., wie später festgestellt wurde.

Sie hatte keine Probleme, hat sofort geatmet und geweint. Nach einiger Zeit auch an der Brust getrunken. Eine absolut entspannte Geburt, in der ich lernte mir zu vertrauen und loszulassen. Wir haben dann erst mal unser neues Familienmitglied ausgiebig begrüßt und auch meine zwei großen Kinder kamen dazu. Eine halbe Stunde später kam dann auch die Plazenta ohne Probleme. Die Blutungen blieben gering. Laut Kinderarzt hatte sie kaum Übertragungszeichen. Die Zeugung war definitiv so wie angegeben, zufällig war ich kurz nach dem Eisprung beim Ultraschall und man sah noch den Gelbkörper und genau in diesem Zyklus wurde ich schwanger.

So viel zur Wehenschwäche und ja, es gibt diese Geburtsblase tatsächlich. So bewusst hatte ich keine andere Geburt zuvor erlebt.

 

3 Gedanken zu „Alleingeburt mit vorliegender Hand – 17 Tage nach Termin“

  1. Wie schön..So wünsche ich mir das auch. Bei dem Satz deiner Freundin musste ich richtig lachen..? Durch die Decke..? Ich kann das auch garnicht haben wenn mich jemand anfasst oder an spricht..Da habe ich sofort schmerzen..Wenn ich meine ruhe habe, kaum.. Ich wünsche euch alles Gute..

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