Geplante Beleggeburt wird ungeplante Alleingeburt

Ihr Lieben, die Mutter im folgenden Bericht hatte für ihr drittes Kind eine Beleggeburt im Krankenhaus geplant. Dann ging aber alles ganz schnell – zu schnell für die gemachten Pläne. Wie die Mutter das erlebt hat, könnt ihr im Folgenden lesen. 🙂

Geburtsbericht von klein Leonard

Am 05.12.2016 um 5.25 Uhr bei genau 40+0 wurde ich wach und verspürte ein Ziehen. Da die Mittlere stillen wollte, bin ich wach geblieben und habe mal die Uhr beobachtet: 5.35 Uhr, 5.45 Uhr erneut. Aber dann … 5.50 Uhr, 5.53 Uhr, 5.56 Uhr, 5.59 Uhr … Ich rief meine Hebamme an und sagte ihr, dass ich seit 5.25 Uhr Wehen habe, die plötzlich immer schneller kommen und auch intensiver werden. Sie sagte, wir sollen uns fertig machen und in die Klinik kommen. Ich sagte ihr, dass wir noch die Kinder wecken und anziehen müssen und schätzungsweise gegen 6.45 Uhr im Kreißsaal sind. Dann hab ich meinem Mann geholfen, die Kinder zu wecken und anzuziehen. Musste mittlerweile jede Wehe ordentlich veratmen (war etwa gegen 6.25 Uhr). Er zog sich an und fuhr ein paar Straßen weiter zu meinen Eltern um die Kinder abzuliefern. Meine Schwiegermutter kam in der Zwischenzeit und machte mich nervös. Ich hab mich dann ins Bad verkrochen und hab sie ins Wohnzimmer geschickt mit der Bitte, mich in Frieden zu lassen. Ich verspürte plötzlich einen wahnsinnigen Druck. Ich fühlte und tastete und konnte es kaum glauben: Eine pralle Fruchtblase ragte aus mir heraus – fühlte sich an wie eine Luftballon voll Wasser. 😀  Ich habe nochmals getastet, ob evtl. die Nabelschnur zu ertasten ist, war sie aber nicht. Also hab ich die Fruchtblase mit zwei Fingern zum Platzen gebracht (6.48 Uhr). Ich schaute unter mich und sah klares Fruchtwasser. Ich legte mir schnell zwei dicke Badetücher gefaltet vor die Wanne, denn jetzt wurde mir erst bewusst: Dieses Baby kommt hier zur Welt, jetzt in dem Moment. Ich bin auf alle Viere und habe geatmet. Es spannte, ich fühlte nach. Der Kopf war bereits da. Dann hörte ich, wie mein Mann die Wohnungstür aufschloss. Ich rief nur noch: „Komm schnell, der Kopf ist schon da!“ Er kam und stand panisch schauend in der Tür. (Diesen Blick werde ich im Übrigen nie vergessen. ?) Ich habe eine weitere Presswehe veratmet und klein Leonard wurde geboren. Um 6.53 Uhr lag er da,  so niedlich, so vollkommen, so perfekt. Er schrie sofort und wurde rosig. Ich packte ihn in ein Handtuch und hielt ihn an meine Brust damit er nicht auskühlt. Völlig mit der Situation überfordert rannten mein Mann und meine Schwiegermutter wie nervöse Hinkel durch die Wohnung. Ich sagte, sie sollen sich beruhigen. Ich war die Ruhe selbst, es war meiner Einschätzung nach alles in Ordnung, also kein Grund panisch zu werden. Ich bat meinen Mann meine Hebamme anzurufen und ihr Bescheid zu geben, da sie ja bereits auf uns wartete. ? Sie schickte uns dann einen RTW und zwei Notärzte, um uns dann in die Klinik zu bringen (ein riesen Fehler wie sich hinterher herausstellte, aber das ist wieder ein anderes Thema). Die Sanitäter kamen, nabelten ab und haben uns in den RTW gebracht. Im Kreißsaal angekommen wurde Leonard gewogen und vermessen. 4070g, 56cm und einen KU von 35cm. ? Die Plazenta wurde geboren und ich wurde genäht.

Ich bin unendlich dankbar diese Erfahrung gemacht haben zu dürfen. Ich hatte drei wundervolle Geburten, aber diese dritte Geburt war was ganz besonderes . ❤

Ich habe diese Mama dann noch neugierig gefragt, warum sie den Transfer in die Klinik als so unangenehm erlebt hat. Hier ihre Schilderung: 

Es ging hauptsächlich ums Stillen. Ich habe mir die Freiheit genommen, dass ich mich nach 16 Monaten Stillerfahrung als Profi bezeichnet habe. Leonard hat in den ersten beiden Tagen mehr als die besagten 10% abgenommen (und zwar genau 20g zu viel ?). Am dritten Tag hatte er bereits 10g zugenommen, sodass er bei der U2 noch genau 10g unter der Grenze lag. Nachdem der Kinderarzt dann sagte, dass er uns so auf gar keinen Fall entlassen kann, da Leonard „quasi am Verhungern ist“, bin ich dezent ausgeflippt und es wurde laut auf Station. Die Diskussion zwischen Arzt, Kinderkrankenschwester und mir muss wohl äußerst interessant gewesen sein, später standen nämlich überall die Türen auf und neugierige Köpfe schauten heraus ?.
Der gute Herr Doktor hat verlangt, das ich meinem drei Tage alten Sohn 80ml Pre Nahrung per Flasche fütter. Habe ich selbstverständlich abgelehnt. Ich argumentierte damit, dass ich seit dem morgen meinen Milcheinschuss habe und es deswegen unnötig sei auf Kunstnahrung zurückzugreifen. Damit war er dann auch vorerst einverstanden, allerdings verlangte er dann, dass ich 120ml abpumpe und ihm per Flasche fütter (warum konnte er allerdings nicht begründen). Ich bombadierte ihn dann mit den verschiedensten Bildern (Zufütterungsfalle, Größe des Magens eines drei Tage alten Babys usw.).
Ja, was soll ich sagen, er war ja schließlich der Arzt und nicht ich. Ich hätte von alldem keine Ahnung weil ich nicht studiert habe. Ich habe ihm dann gar nicht weiter zugehört. Bin wieder auf meiner Zimmer und hab erst mal vor lauter Wut geweint. Die Schwestern kamen dann noch ein oder zweimal. Ich soll Stillproben machen um zu schauen, wie viel er trinkt pro Mahlzeit usw. (absoluter Schwachsinn ?)
Meine Hebamme kam dann am späten Nachmittag noch zu mir und sagte, sie vertraue mir da voll und ganz. (Sie hat Kind Nr.2 entbunden und kennt mich dementsprechend lange und weiß, dass ich genügend Stillerfahrung habe.)
Ich habe die Schwestern und auch die Ärzte gebeten, mir meine Ruhe zu lassen und habe mein Kind nach Bedarf gestillt. Am nächsten Tag dann die Stunde der Wahrheit: +90g. Der Kinderarzt hat sich im Übrigen nicht mehr blicken lassen. Hätte so gerne sein Gesicht gesehen. ?

Es ärgert mich soooo sehr, dass die Kliniken so wenig Ahnung vom Stillen haben. Wenn ich eine unerfahrene Mutti gewesen wäre, hätte ich vermutlich auf Schwestern und Ärzte gehört und hätte damit vermutlich auch schon abgestillt aufgrund einer Saugverwirrung o.ä.

Wir stillen jetzt seit drei Monaten Tandem und beide Kinder werden satt. Aber ich hab ja von alldem keine Ahnung weil ich nicht studiert habe wie er.

(*Achtung, einige Sätze könnten Ironie enthalten* 😉 )

2 Gedanken zu „Geplante Beleggeburt wird ungeplante Alleingeburt“

  1. Hallo,
    Ein sehr schöner Bericht einer Alleingeburt, welche weniger Vorwurfsvoll von der Umwelt angenommen wird aufgrund der Tatsache, es „war ja so nicht geplant“… Ich hoffe ihr versteht was ich euch damit sagen will…!?

    Ja… Diese Art der“ Stilberatung “ musste ich im Krankenhaus leider auch erfahren. Ich wollte doch einfach nur meine RUHE, mit meinem Baby und einfach nur stillen!
    Aber nein… Mein Baby hatte ja zuviel abgenommen und ich sollte ebenfalls eine Stillprobe machen… Mit besten Empfehlungen übrigens von der Babyfotografin im Krankenhaus, die sich beherzt in die Diskussion zwischen mir, Arzt und Hebamme eingemischt hatte.
    Ich weiß nicht ob ich es schon erwähnt habe… Ich wollte einfach nur meine RUHE !!!!!
    Leider hat mein Baby durch die Unruhe von Mama oft geweint…. Das absolut sichere Zeichen für ALLE das es kurz vor dem Verhungern war und ich unbedingt zufüttern muss. (Hab ich aber nicht.)
    Abends, nachdem ich gestillt habe ist der Papa gekommen und ich konnte duschen gehen… Mein Baby (vollkommen verunsichert durch die Umstände dort) beschwerte sich allerdings lautstark, sodass ich sogar von den Schwestern unter der Dusche hervor geholt wurde mit den Worten :“Sie müssen unbedingt stillen! „… Ähm Sorry, ich habe vor kurzem gestillt.
    Der Papa übrigens, der absolut souverän mit dem weinenden Baby gekuschelt hat war so überrumpelt von der Schwester, die ihm das Kind aus den Armen riss, das er nicht dazu gekommen ist etwas zu erwidern.
    Ich habe mir dann einen Plan ausgedacht um einfach Zeit zu gewinnen, weil sich meine Unsicherheit alles Richtig zu machen steigerte.
    Ich gab meinem Baby Wasser, ganz kleine Schlückchen, und auch nicht viel…(vielleicht ein Schnapsglas voll) Aber soviel das er was im Magen hatte und mehr wog.
    Er wog natürlich mehr, war erstmal „Ruhig“ gestellt und ich habe mich nach dieser Aktion, mit dem Segen der Ärzte selbst entlassen.
    Eine Flasche PRE für den“Notfall“ habe ich aber noch mitbekommen….!?

    Tja… Rückblickend natürlich vollkommen unnötig mich selbst so unter Druck setzen zu lassen, aber ich habe meinen Milcheinschuss wirklich erst am Nachmittag des 3.Tages nach der Entbindung bekommen… Da hatte mein Baby natürlich doch langsam etwas Hunger, aber es wäre ja nicht verhungert, gestillt habe ich in halbstündigen Abständen…. Und da kam auch immer etwas.
    Dementsprechend war dann auch mein Milcheinschuss… Wie eine Wasserbombe und ich hätte Drillinge stillen können.

    Dies sind Erfahrungen einer Erstgebärenden /Erststillenden…
    War natürlich beim zweiten Mal alles anders!

    Was ich damit sagen will, ich hätte bei meiner ersten Stillerfahrung viel mehr Selbstsicherheit ausstrahlen können… Ich habe nämlich alles richtig gemacht.
    … Nur weiß ich das erst heute!

    VG
    *Eine Mama*

    1. Durch ähnliche „Beratung“ haben wir leider im KH den Stillstart verpasst. Mein Gefühl nach hätte ich meiner Tochter schon die Tage vorher etwas Wasser gegeben, weil die Haut trockner wurde und die Fontanella immer tiefer stand. Dann sind wird quasi zu Fingerfeeding gezwungen worden. Ab dem Moment hat sie nur an dem Finger richtig gesaugt und an die Brust nur gekuschelt/geschlafen. Später kam den Brusternährungsset in Einsatz, wodurch ich weiter stillen konnte, aber trotz VIELES ausprobieren nicht mehr als 30-50ml Milch insgesamt hatte… Also, nächstes Mal lasse ich mich schnell entlassen bevor das Kind beginnt abzunehmen.

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