Eine mutige Frau und ihre Geburten

Hallo ihr Lieben, der folgende Bericht stammt von einer Mutter, die vier Kinder und drei Sternenkinder hat. Hier berichtet sie von ihren ganz unterschiedlichen Geburtserlebnissen. Ein Kind kam in  Beckenendlage und das letzte Kind wurde geplant in Eigenregie geboren – mit einer Plazenta, die sich 30 Stunden Zeit ließ. Viel Spaß beim Lesen und vielen Dank an die Mama für’s Teilen dieser wertvollen Momente voll Mut und Selbstbestimmung!

Irgendwann war es soweit – Mein Abitur war bestanden und wir setzten die Pille ab.
Die Freude war riesig, als der Test uns sagte, dass wir ein Baby bekommen werden. Auch der Test bei meiner damaligen (ziemlich groben) Frauenärztin zeigte positiv. Anfang März 2011 sollte der Termin sein.
Aber es gab eine Person, die sich darüber gar nicht freuen konnte – mein Vater! Der Mann, der mir meine Kindheit und Jugend zur Hölle machte, wusste nun, dass ich ausziehen werde und er keine Gelder mehr für mich kassieren konnte. So nahm das ganze seinen Lauf und er mir mein erstes Kind. Am 8. Juli 2010 verlor ich mein Sternchen nachdem sich ein großer Bluterguss an der Gebärmutter bildete. Meine Frauenärztin hatte zu dem Zeitpunkt Urlaub, also ging ich zu einer anderen, bei der ich dann auch blieb. Sie hat uns toll aufgefangen. Nachdem feststand, dass alles vom Körper selbst „herausgespült“ wurde, sollte es keine Probleme geben, rasch erneut schwanger zu werden.
So kam es dann auch und kurz darauf erwarteten wir unser Folgewunder. Wir freuten uns auf einen süßen kleinen Jungen, der am 19. April 2011 das Licht der Welt erblicken sollte. Als der Termin verstrichen war, musste ich natürlich jeden zweiten Tag zur Untersuchung. Mir war das alles schon immer sehr unangenehm und schrie so sehr nach Kontrolle. Eigentlich wollte ich immer Zuhause entbinden, aber eine Hebamme dafür gab es im Umkreis nicht. KRANKENhaus war für mich immer nur für Kranke und deren Genesung gedacht – Aber zum Gebären?! Mir wurde dann immer eindringlicher zu einer Einleitung „geraten“. Genau genommen fühlte ich mich fast genötigt. Aber ich blieb standhaft. Ich wollte keine Einleitung! Die Unterlagen im Kreißsaal hatte ich schon längst ausgefüllt: „Keinen Dammschnitt und kein frühes Abnabeln“ hatte ich extra groß dazu geschrieben.
Am 1. Mai (Feiertag – Sonntag) war ich also wieder im Kreißsaal zur Untersuchung. Wieder wurde ich gebeten einleiten zu lassen. Meinem Sohn ging es prächtig und mir auch. Ich verneinte und ging aus dem Untersuchungsraum. Ich war zu dem Zeitpunkt ET+12. Auf dem Gang passierte es dann. Ein Blasensprung wie im Hollywoodfilm! Alles nass! Ich ging zurück und sagte „Mein Kind kommt!“ – und genau so war es auch! Sofort bekam ich heftigste Presswehen. Ich wusste gar nicht, was genau geschah, aber ich habe instinktiv mit gepresst und geschrien. In den Kreißsaal habe ich es nicht geschafft. Mein Kind kam noch im Untersuchungszimmer. So kam es, dass die Ärztin gegen meinen Willen den Damm schnitt, während die Hebamme meinte, dass es nicht nötig sei. Mein Kind war nach 12 Minuten da, wurde abgenabelt und mir an die Brust gelegt. „Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Tochter Frau Kiel!“ Halt! Tochter? Ich hatte doch einen Sohn im Bauch!? Nun gut – Meine Gynäkologin, die Feindiagnose und die Gynäkologin im Krankenhaus haben sich also geirrt. Adrian-Pascal ist noch heute eine Zoe-Summer! Zoe ist altgriechisch und bedeutet „das Leben“. Ihre Namensrune ist zeitgleich die Lebensrune. Das bezieht sich auf die vorangegangene Fehlgeburt. Summer war eine Eingebung des Vaters und sie ist tatsächlich ein sehr sommerlicher Typ. Sie war 45 cm kurz und brachte zarte 2530 g auf die Waage. Ihr Köpfchen hatte einen Durchmesser von 32 cm. Ich bin am Muttermund gerissen und in der Scheide, aber mein Damm wäre locker genug gewesen und nicht nennenswert gerissen. Dafür hat man ihn eben schön weit aufgeschnitten – man gönnt sich ja sonst nichts. Nachdem ich genäht wurde und eine Bluttransfusion bekam (Aufgrund der Verletzungen und einem gestörten Gerinnungswert hatte ich viel Blut verloren) durfte ich dann mit meiner Tochter auf Station. Dort war es nicht viel besser – ich wurde ständig gestört, weil die Schwestern ganz selbstverständlich einfach hineinplatzen. Ich musste mein Kind vor und nach dem Stillen wiegen und sollte zufüttern. Nicht mit mir! Mein Kind wird gestillt! So kam dann auch recht zügig (am 2. Tag) der Milcheinschuss und der hatte es in sich! Die Brüste waren so prall, dass Zoe gar nicht richtig trinken konnte. Ich müsse unbedingt abpumpen – Also habe ich gepumpt! Es lief und lief und lief! Es lief so toll, dass ich einen Tag später heftige Schmerzen, harte gerötete Stellen und allgemeines Krankheitsgefühl hatte. Mir ging es schlechter als einem Mann mit Grippe! Ich hatte einen saftigen Milchstau! Danke, ihr top ausgebildeten Krankenschwestern! Dank der Hebammen bekam ich das zum Glück innerhalb von 2 Tagen wieder einigermaßen in den Griff und konnte mit meinem Kind nach Hause, wo es seitdem Gott sei Dank NIE WIEDER zu einem Milchstau kam. Dafür hatte ich seitdem an meiner Naht vom Dammschnitt bis zur nächsten Geburt immer nur Probleme und Schmerzen, da diese schief und krumm und viel zu eng genäht wurde!

Noch vor der Geburt war klar, dass der Abstand des Geschwisterchens möglichst gering sein sollte. Unser Plan ging auf – meine Periode kam seit dem Wochenfluss immer pünktlich und mein Zyklus war regelmäßig. Ich wurde rasch erneut schwanger! Das war aber nicht alles: es sollten Zwillinge werden! Der Schock war groß, aber die Freude noch größer. Am 16. Oktober 2012 war ihr Entbindungstermin, doch keines der beiden sollte es bis dahin schaffen. Etwa 2 Wochen nach der freudigen Nachricht auf Zwillinge bekam ich eine starke Blutung und auf dem Ultraschall war am 13. März nur noch eines der Babys zu sehen. Diesem kleinen Würmchen ging es zum Glück prächtig, sodass sich zu der Trauer auch Freude und Erleichterung gesellten. Das kleine Würmchen da drin wuchs und wuchs und wuchs. Es wuchs so schnell, dass sich meine Gynäkologin schon Gedanken machte. Am 23. August vormittags fing es dann plötzlich an: Ich hatte Wehen! Keine Übungs- oder Senkwehen! Ich wusste „Jetzt geht es los!“ Aber es ist doch viel zu früh! Also ging ich erstmal baden – die Wehen wurden stärker. Ohhh! Meine Große muss ja noch komplett versorgt sein – wer weiß wie lange das Baby in der Klinik bleiben muss! „Ich muss nochmal einkaufen!“ Gesagt, getan. Ich machte mir noch etwas zu Essen, dann kam die Große zum Opa und wir in den Kreißsaal. Dort LAG (Oh, wie ich es hasste! Ich wollte mich bewegen!) ich bis zum nächsten Morgen in den Wehen. In der Nacht bekam ich noch eine PDA gelegt, damit ich etwas schlafen könne und „für den Fall der Fälle“. Immer wieder wollte mich die Ärztin aufgrund BEL (unter der Geburt hatte sie sich nochmal gedreht) und Frühgeburt zum Kaiserschnitt drängen. NICHT MIT MIR! Dann wollte mir die Hebamme ohne mein Einverständnis die Blase öffnen. Die beugte sich hinunter – In dem Moment sprang sie von allein und die gute Frau bekam so einiges an Fruchtwasser ab. So setzten nun auch endlich die Presswehen ein. Eine Stunde lang mühte ich mich liegend auf diesem Bett ab. Ich wollte einfach nur aufstehen! Ich wollte nicht liegen, aber ich musste. Statt das machen zu dürfen, was ich instinktiv als richtig und notwendig erachtete, wurde ich beschimpft und beleidigt, dass ich doch nun endlich anständig pressen solle, ich hätte es mir ja so ausgesucht und müsste beim zweiten Kind wissen, wie das funktioniert. Die werte Dame von Hebamme, die wohl besser als Ausbilderin zur Bundeswehr gegangen wäre, durfte dann auf meinen lautstark geäußerten Wunsch den Raum verlassen. Die anwesende Ärztin machte die Situation nicht besser. Ihr dauerte es schlicht zu lange. Also warf sie sich ohne Erklärung auf meinen Bauch, dass ich mich vor Schmerzen erbrach! Dass dieser verdammte Kristeller-Griff überhaupt heute noch angewendet wird ist eine Schande! Mein Baby kam dann zum Glück ohne Schaden heraus – Die Füße voran und das Gesicht gen Himmel (OK, eigentlich war es die Kreißsaaldecke, aber Sternengucker ist Sternengucker.). Mich wundert es ja, dass sie nicht noch auf die „tolle“ Idee kam, an dem Kind zu ziehen. Wieder wurde gegen meinen Willen direkt abgenabelt. Die letzte Geburt lag 16 Monate zurück und die Narbe vom Dammschnitt ist aufgerissen. Dieses Mal durfte mich niemand nähen! Diese Pfuscher mit ihren Nadeln sollten da schön die Finger davon lassen. Ja, die Heilung dauerte etwas länger, aber dafür verheilte es BESSER! Seitdem hatte ich nicht mehr durchgehend Probleme mit der Narbe – nur noch hin und wieder. Meine zweite Tochter – geboren 32+3 – hatte stattliche 3000 g und 51 cm mit einem Kopfumfang von 32,5! Nachdem eine Verrechnung des Termins ausgeschlossen wurde, konnten sich die Ärzte das ganze nur so erklären, dass die verlorene Zwillingsschwester nicht durch die gemeinsame Plazenta versorgt wurde und mein Körper dann weiterhin das eine Kind als Zwillingsschwangerschaft versorgt hat. Zum ET hätte sie laut Ärzten um die 60 cm und 5 kg gehabt. Ursprünglich sollten die beiden Aalissa-Helma und Naya-Rosa heißen. Nun wurde ihr der Name Aalissa-Naya Helma gegeben. Aalissa ist altgermanisch und steht für „das Glück“, welches sie tatsächlich hatte, als ihre Schwester von uns ging und sie bleiben durfte. Naya ist ebenfalls altgermanisch und bedeutet „kleine Schwester“ (Eigentlich war zu dem Zeitpunkt kein weiteres Kind geplant und nach den beiden unschönen Geburten hatte ich sowieso richtige Panik vor Klinikentbindungen.). Helma heißt ihre Ururgroßmutter (die Urgroßmutter des Papas), die übrigens immer noch sehr fit ist. Es ist ein Kriegerinnenname und passt perfekt zu ihr. Rosa hieß meine Urgroßmutter, die mich sehr geprägt hat und in meiner frühen Jugend gestorben ist.

Nach Aalissas Geburt ließ ich mir die Hormonspirale Mirena einsetzen (Das würde ich NIE WIEDER tun, aber das ist ein anderes Thema mit vielen Nebenwirkungen und Hintergrundinformationen, die den Rahmen sprengen würden.) Die Beziehung und Ehe zum Vater der beiden hielt seit der Geburt noch etwa 9 Monate. Nach Gewalt, Drama und Frauenhaus lernte ich dann meinen neuen Partner kennen und lieben. Ich 23, in Scheidung lebend und Mutter zweier Kleinkinder – Er zarte 17! Aber es passte einfach – für ihn, für mich, für die Kinder. Früher schon war er unser Nachbar, als ich frisch verheiratet mein erstes Kind erwartete – nun zog ich um und er war wieder mein Nachbar. Seitdem machten wir einfach alles zusammen, als wäre es schon immer so gewesen und nach kurzer Zeit waren wir ein Paar. Wir redeten darüber, dass wir irgendwann gemeinsame Kinder bekommen wollen, aber wussten noch nicht wann. Die Entscheidung wurde uns abgenommen! Anfang Februar 2015 bekam ich von meiner Gynäkologin gesagt, dass wir am 9. September 2015 unser erstes gemeinsames und ich mein drittes Kind bekommen sollte. Der Schock saß! Die Zeugung musste in etwa um Weihnachten gewesen sein – Mitte November bei der Kontrolle war die Spirale noch an Ort und Stelle – Nun war sie unauffindbar. Ein Herausfallen hätte ich wohl merken und sehen müssen, Verwachsen mit Plazenta, Kind oder den Bauchraum ließ sich nicht feststellen. Also war ich risikoschwanger! (Wer auch immer sich diesen Begriff ausgedacht hat.) Die Schwangerschaft war zum Kotzen! Es tut mir ja Leid für die Wortwahl (Nein, eigentlich nicht.), aber wie kann man dieses tägliche Erbrechen und Übelkeit rund um die Uhr bis zum Ende der Schwangerschaft sonst bezeichnen? Ab der Hälfte der Schwangerschaft kamen vorzeitige Wehen hinzu. Bettruhe. Toll!!! Je näher der Termin kam, desto panischer wurde ich. Ich MUSSTE ja in das verhasste Krankenhaus wegen dieser dummen Spirale, falls sie mit dem Kind verwachsen wäre und eine OP nötig sein sollte. Ich ging dann auch nicht mehr zu meiner Gynäkologin (soooooo häufig war ich ehrlich gesagt sowieso nicht dort), weil ich mich lieber mit meinem Inneren beschäftigte und mir die Termine zu viel Stress bereiteten (2 Stunden Fahrt ist ja auch nicht so angenehm im Sommer hochschwanger). Am 4. September (ein Freitag) sagte ich dann „Am Montag kommt sie!“ So sollte es sein. Am 7. September in der Nacht merkte ich, dass sie sich langsam auf den Weg machen will. Ich hatte unregelmäßig Wehen, die ich gut verstecken konnte. Ob ich sie nur vor meinem Mann oder doch auch vor mir selbst nicht eingestehen wollte, das weiß ich nicht genau. Ich bekam einfach nur Angst! Nicht vor der Geburt, sondern vor der Klinik! Bis etwa Mittag ging das gut, dann bekam ich richtige Wehen und ich konnte nichts mehr verstecken, so dass ich mit ihm dann gezwungenermaßen in den Kreißsaal ging. Dort ging dann natürlich erstmal gar nichts mehr. Also gingen wir raus, etwas essen. Plötzlich wurden die Wehen so stark, dass ich immer wieder aufstehen musste. Wir gingen also zurück. Auf dem Weg zum Kreißsaal konnte ich so ziemlich jede Tapenstruktur der Klinik abtasten. Als wir angekommen waren, wurde schon wieder direkt in mich hineingefasst. Ich hasse diese ständigen Untersuchungen! Es ist unangenehm, es tut weh – und es tut verdammt nochmal nichts zur Sache! Nun ja, es wurde dennoch gemacht und siehe da: vorher komplett geschlossen, war der Muttermund nun vollständig geöffnet. Und wieder musste ich liegen bleiben! Habe ich schon erwähnt, dass ich das gar nicht leiden kann? Ein paar Minuten später platzte die Fruchtblase und die Presswehen setzten ein. Ich lag auf der Seite. Die Hebamme, die generell nur schlecht gelaunt und nervig war, schrie herum, ich solle nicht pressen und muss unbedingt auf den Rücken! Ich sagte nur, dass das nicht geht und ich nicht will, also wurde mein Mann genötigt, mich auf den Rücken zu drehen. Ich hätte der guten Frau den Hals umdrehen können! Nicht pressen? Wenn mein Körper mir das Signal gibt, dann führe ich den Befehl auch aus! Ich presste also unter Operngesängen schön mit. Mit einer zweiten Presswehe hatte ich dann den Kopf geboren. Die Hebamme schimpfte regelrecht, dass ich jetzt bloß nicht weiter pressen soll. Die nächste Presswehe kam, ich presste und das Kind war komplett geboren. Wie die beiden Male vorher schon, wurde das Kind gegen meinen Willen sofort abgenabelt. Kein Riss, kein Schnitt, keine Schürfung! Alles blieb ganz am Mutter und Kind! Und das obwohl ich genau das Gegenteil getan habe, was die Hebamme verlangte (Ja, sie VERLANGTE es! Sie bat nicht um etwas, sie gab keinen Rat, nein, sie VERLANGTE, dass ich so gebäre, wie sie es WOLLTE!). Meine dritte Tochter war wieder 51 cm groß, wog 2880 g und hatte einen Kopfumfang von 33 cm. Mirena-Freya wurde nach der Hormonspirale benannt, die sie ausgetrickst hatte. Mirena ist aber auch ein italienischer Name. Freya ist die Fruchtbarkeitsgöttin. Die Zusammensetzung dieser beiden Namen beschreibt ganz gut, wie es zu diesem kleinen Geschöpf kam. Mirena war eine ambulante Geburt und dank meiner Hartnäckigkeit schonmal deutlich angenehmer, als die beiden Horrorgeburten zuvor. Dennoch war die Geburt übergriffig und alles andere als selbstbestimmt. Und obwohl nur eine einzige Hebamme dabei war, fühlte ich mich damit nicht wohl. Ich mag einfach keine Zuschauer dabei haben. Die möchte ich nicht bei der Zeugung und eben sowenig bei der Geburt. Ich kann ja nicht einmal kacken, wenn Besuch bei uns ist, also wie sollen mir dann fremde Menschen während dem Gebären hilfreich sein?

Nach dieser Geburt wurde ich trotz Kondomen in der Vollstillzeit erneut schwanger. Das haben wir allerdings erst durch die (sehr frühe) Fehlgeburt gemerkt. Ab da an war uns klar, dass da noch eine kleine Seele zu uns wollte und wir waren bereit dazu. Nach ein paar Monaten war ich dann wieder schwanger. Dieses Mal ging ich zu einer anderen Gynäkologin (ich wollte nicht 2 Stunden fahren), die die Schwangerschaft feststellte. Diese Frau empfand ich als absolut nicht hilfreich, negativ und teilweise untragbar, sodass ich mich schnell dazu entschloss, auch auf die Schwangerschaftsvorsorge zu verzichten. Zuvor hatten wir ein Gespräch mit einer Hausgeburtshebamme, zwischen der die Chemie auch nicht so recht passte und wir ohnehin merkten, dass wir die Geburt generell am Liebsten ohne störende Drittperson erleben wollen. Somit war die Hebamme frei für eine Frau, die mit ihr gemeinsam gebären möchte und wir waren frei von sämtlichen Leuten, die uns irgendetwas aufzwingen und einreden wollen. Es war die schönste und entspannteste Schwangerschaft von allen! Ich habe es GELIEBT schwanger zu sein. Ich fand es so wundervoll, ohne blöde Termine und Druck in 100%igen Kontakt zu meinem Kind zu stehen. Ich wusste immer ganz genau, was mein Baby macht, wo und wie es liegt. Auch der Papa konnte tasten, wie es liegt und mit seinem Kind kommunizieren. Wir bereiteten uns auf die Geburt nach und nach und ohne viel Hektik vor. Mein Mann wollte dann gern Sarah Schmids „Alleingeburt“ lesen und stellte fest, dass da eigentlich nur das drin steht, was er selbst auch über natürliche Geburten denkt. Alles in allem lieben wir dieses Buch. Es bestärkte uns darin, dass wir das richtige tun. Ich würde es jeder ängstlichen Frau empfehlen, nicht nur denen, die eine Alleingeburt (Irgendwie fand ich den Begriff gar nicht passend für uns, weil ich ja gar nicht ALLEIN, sondern nur ohne Störfaktoren gebären wollte. Freie Geburt trifft es eigentlich besser – die Schwangerschaft war von Freiheit geprägt und so sollte die Geburt ebenfalls sein – FREI!) planen. Das Baby drehte sich noch 2 mal in Querlage, die wir gemeinsam durch reden und mit den Händen anleiten beide Male schnell wieder in eine SL brachten. Dann war es soweit. Etwas früher als erwartet wollte sie zu uns kommen. Erst ging am 9. Februar der Schleimpfropf ab (das hatte ich bei den 3 Geburten zuvor nie), dann am nächsten Tag hatte ich leichte und recht unregelmäßige Wehen über den ganzen Tag. Am 11. Februar um 2:44 Uhr wurde ich dann endgültig wach, indem mir die Fruchtblase sprang. Mehr als ein paar Tropfen kamen nicht. Ich stieg dann in die Badewanne und mein Mann zündete die Geburtskerze und weitere Kerzen an. Ich fühlte mich einige Zeit lang wohl im warmen Wasser und die Wehen wurden kräftiger und regelmäßiger. In der Übergangsphase bin ich dann aus der Wanne gestiegen. Die Geburt fand dann im Bett statt. Die Presswehen dauerten etwa eine Stunde an. Ich versuchte es je nach dem wie ich mich wohl fühlte in verschiedenen Positionen. Das Köpfchen fand den Weg nicht allein und brauchte meine Unterstützung. Als ich dann im Vierfüßlerstand war, ging alles sehr schnell und mit nur einer Presswehe konnte ich das Kind im Ganzen gebären. Ich ging mit dem Unterkörper nach unten und sie glitt als Sternenguckerin sanft auf meiner Hand auf das vorher mit Unterlagen ausgelegte Bett, bevor ich das Becken wieder hob. Da war sie nun. Ich konnte mein Kind eigenständig nehmen, statt zu warten, dass es mir von einem fremden Menschen gereicht wird. Die Nabelschnur war relativ kurz, sodass ich sie gerade so anlegen konnte. Sie nuckelte dann etwa eine Stunde an meiner Brust, danach kuschelten wir einfach weiter. Es war einfach wundervoll. Nach etwa 3 Stunden haben wir dann gemessen und gewogen. Sie war 53 cm lang, wog (nachdem sie mich schon ordentlich angepinkelt hatte) 2990 g und hatte einen Kopfumfang von 35 cm. Aus unserer geplanten Lotusgeburt wurde leider nichts. Da die Nabelschnur recht kurz und die Plazenta noch nicht geboren war und ich immer unruhiger wurde durch meinen Bewegungs- und Harndrang, entschlossen wir uns dann 19:14 Uhr die Nabelschnur zu durchtrennen. Als mein Mann sie durchschnitt, weinte das schlafende zufriedene Baby sofort kurz auf und mir zog ein ungutes Gefühl durch den ganzen Körper. Die Plazenta wurde dann am nächsten Tag etwa 30 Stunden nach dem Kind geboren. Mein Körper konnte nicht so schnell von der wundervollen Schwangerschaft loslassen und brauchte diese Zeit. Ich vertraute meinem Körper und gab ihm diese Zeit. Diese Erfahrung ist unbeschreiblich, nachdem ich nach jeder Geburt sofort eine Spritze bekam, dass die Plazenta direkt geboren wird. Ich hatte selbst im Gefühl, dass das alles so richtig ist, war aber dennoch währenddessen in Kontakt mit ein paar wundervollen und erfahrenen Alleingeburtlerinnen, die mich in meinem Körpergefühl weiter bestärken konnten. Den beiden großen Töchtern, die unbedingt bei der Geburt dabei sein wollten, war die Geburt am Ende zu laut und sie haben im Zimmer gespielt, aber bei der Plazenta-Geburt hatte ich ausschließlich die beiden bei mir. Sie haben mir, während ich sie in meine Hand gleiten ließ, Schüssel und Sieb gereicht, die eigentlich für die Lotusgeburt bestimmt waren. Nun liegt das gute Stück im Gefrierfach und wartet darauf, dass unsere Jüngste alt genug ist und wir einen Apfelbaum darauf pflanzen können. Jetzt ist unsere Familie komplett und unser letztes Kind heißt Elana-Sorina Fenia. Elana ist wieder ein italinischer Name und bedeutet „Sonnenstrahl“. Sorina ist germanisch und steht ebenfalls für „die Sonne/Morgenröte“ und ist die Tochter des Thor. Sie soll ihr Licht für unsere 3 Sternenkinder erleuchten lassen. Fenia kommt aus der keltischen Mythologie. Fenia und Menia waren zwei Riesinnen unter dem dänischen König Frodi. Fenia bedeutet „die Moorbewohnerin“. Sie soll also selbst im dunkelsten Moor hell strahlen. Dass die kleine Riesin mein größtes Kind zur Geburt sein soll, wussten wir in der Schwangerschaft zwar nicht, aber das Gefühl hatte mal wieder gepasst.

Ein weiteres ganz wichtiges Gefühl ist meine Überzeugung, dass manchmal die Seelen unserer Sternchen zu uns zurück finden. Aalissa hat schon immer ihre Zwillingsschwester gefehlt. Das hat man ihr seit der Geburt angemerkt. Nicht nur dass Elana ihr unglaublich ähnlich sieht – auch andere Dinge passen zusammen. Beide Geburten hatten mit den Wehen etwa einen Tag gedauert und bei beiden hatte ich etwa eine Stunde lang Austreibungsphase. Beide Kinder waren Sternenguckerchen. Beide waren lang und dünn. Ebenso hatten beide eine leichte Neugeborenengelbsucht. Sogar ein paar ihrer Verhaltensweisen sind sehr ähnlich. Ich weiß, dass es nicht ein und dasselbe Kind sein kann, aber ich bin mir irgendwie sicher, dass ein Teil von ihr jetzt bei uns lebt.

 

2 Gedanken zu „Eine mutige Frau und ihre Geburten“

  1. Wow, so jung und schon so viel erlebt und gemeistert. Danke für diesen Bericht, der zeigt, wie es leider wohl heutzutage in viel zu vielen Kreißsälen abläuft, aber auch, wie eine Frau trotzdem ihren Weg finden und gehen kann, trotz aller Widerstände! Ich bin in deinem Alter, habe aber noch keine Kinder und bin dankbar, dass ich durch Berichte wie deinen und andere auf dieser Seite und durch Sarahs tolle Informationsarbeit gut „gewappnet“ auf diese Zeit zugehe und mir dadurch hoffentlich solche schlechten Erfahrungen erspart bleiben. Und die guten Erfahrungen, die du gemacht hast, als du auf dein eigenes Gefühl und deinen eigenen Verstand gehört hast, machen Mut!

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