Eine Geburtsreise in Eigenregie – 12 Tage nach Termin

Hallo liebe Leser, ich darf wieder eine ganz normale, wunderschöne Geburtsgeschichte mit euch teilen – die unter anderen Umständen wohl nicht so normal verlaufen wäre. Diese Mama erwartet ihr drittes Kind. Es ist ihre zweite Geburt in Eigenregie. 

Ich war bereits mal wieder 11 Tage über dem errechneten Entbindungstermin. Auch bei den anderen beiden Kindern hatte ich schon zwischen 2 und 3 Wochen übertragen. Also warum sollte es dieses Mal anders sein? 😉

Die ersten Wehen verspürte ich, als ich einen Tag zuvor ins Bett ging. Mir war aber noch nicht klar, dass es der Anfang unserer Geburt sein würde. Gegen 3 Uhr Nachts wurde ich wach und die Wellen hatten mich schon leicht im Griff. Also ging ich runter ins Wohnzimmer, zündete mir eine Kerze an und ließ die Wellen wie Wolken an mir vorbeiziehen. Es waren sehr schöne Momente bis zum Morgen, als hier dann der Alltag einkehrte. Die Kinder wurden wach und ich verkündete Ihnen, dass das Baby sich nun auf den Weg zu uns machen würde. Immer wieder musste ich während dem Frühstück inne halten, um mich auf die Wellen zu konzentrieren. Mein Körper war voller Farben, die das Ganze sehr angenehm machten. Als mein Partner mich anschaute, lächelte er und meinte, dass man mir die Geburt ansehen würde – ich war wie im Rausch. Der Vormittag ging rasend schnell vorbei und irgendwie konnte ich das alles gar nicht so richtig wahrnehmen. Die Vorfreude auf die Geburt war riesig. Ich war in einer Art Trancezustand und genoss jeden Moment …

Mir wurde klar, dass unser Baby erst dann kommen würde, wenn hier die Ruhe einkehrt …

Über den Nachmittag waren die Wehen zwar regelmäßig aber absolut nicht schmerzhaft. Es war eine wahnsinnige Kraft, die mich jedes Mal mitriss und in eine andere Welt entführte. Ein Gefühl, dass sich nicht in Worte fassen lässt, sondern welches man nur mit Gefühlen verstehen kann.

Mein Partner kümmerte sich die ganze Zeit um die Kinder und ganz schnell war es Abend geworden.

Jetzt ging es Schlag auf Schlag. Ich konnte mich nicht zum Abendessen dazusetzen, denn ich wollte für mich sein, um die Wehen zu vertönen. Also zog ich mich zurück ins Bett und versuchte, nicht allzu laut zu sein. 😉 Die Kinder kamen kurz darauf nach oben, um schlafen zu gehen. Also ging ich wieder runter ins Wohnzimmer und nun hatten wir Zeit, uns als Paar voll und ganz auf die Geburt einzulassen. Wir lagen gemeinsam auf dem Sofa und ich legte meinen Kopf in seine Arme. Es waren wunderbare Momente. Bald darauf musste ich mich während der Wehen in den Vierfüßler begeben, um den Druck aushalten zu können. Es war meine erste Geburt mit Wehenpausen – bisher hatte ich nur Wehenstürme. Ich war sehr dankbar für die Pausen, in denen ich mich ausruhen und Kraft tanken konnte.

Gegen 11 Uhr war es dann soweit und mein Partner füllte den Geburtspool mit Wasser. Meine Hoffnung war, dass es nun nicht mehr lange dauern würde. Ich stieg in den Pool und das warme Wasser nahm mir im ersten Moment sofort den Wehendruck und ich hatte mal wieder Zeit, um mich etwas auszuruhen. Während der Wehen hing ich am Tuch, welches wir über dem Pool befestigt hatten. Mal wieder kam ich an den Punkt, an dem ich nicht wusste, wie ich das Ganze noch bis zur eigentlichen Geburt aushalten sollte. Mir war aber auch bewusst, dass dieser Punkt dann erreicht wird, wenn die eigentliche Geburt kurz bevor steht. Trotzdem konnte ich diesen Gedanken nicht fassen und festhalten. Ich war verzweifelt und wollte aus dieser Geburt „aussteigen“. Mein Partner, dem ich für die Unterstützung unendlich dankbar bin, versuchte mich zu ermutigen und tat alles, was mir irgendwie Erleichterung verschaffte. Mittlerweile war der Druck im Unterrücken für mich kaum noch auszuhalten und ich hatte Respekt vor jeder weiteren Wehe. Immer wieder tastete ich nach dem Kopf und war überrascht, wie weit die Geburt doch schon vorrangeschritten war. Der Kopf von meinem Baby lag quasi in Startposition und ich versuchte ganz vorsichtig während einer Wehe nach unten zu atmen und zu schieben. Es fiel mir allerdings sehr schwer, da der Druck im Unterrücken extrem war und mich zurückhielt.

Nach mehreren Versuchen hatte ich es dann doch geschafft und mein Baby machte sich auf den Weg zu uns. Ich hatte Bedenken, dass mein Damm diesem wohl doch sehr großen Kopf standhalten würde. Doch mit nur wenigen Schüben nach unten konnte ich nun endlich mein Baby im Wasser empfangen (und es ist alles heil gebliebenJ ). Ich fing an zu weinen – es war ein unbeschreibliches Gefühl, welches mich auch heute noch bei dem Gedanken daran zu Tränen rührt. Endlich war das Warten vorbei und ich durfte mein drittes Kind kennen und lieben lernen. Ich nahm das Baby aus dem Wasser … es war ein Mädchen. Um kurz nach halb eins kam Lina mit ca. 4700g zur Welt. Mein Partner hatte in der Zwischenzeit die beiden anderen Kinder dazu geholt. Maurice und Mila standen vor dem Pool und betrachteten ihr neues Geschwisterchen. Leider war die Nabelschnur sehr kurz, sodass ich meine Tochter nur bedingt auf meine Brust legen konnte. Keine 2 Minuten später kam mit einer kräftigen und absolut schmerzarmen Welle die Plazenta.

Auch bei dieser Geburt wurde ich wieder von einer stärkeren Blutung überrascht. Wir haben sie aber nach einiger Zeit in den Griff bekommen und ich konnte endlich unsere Tochter bewundern.

Jede Geburt war für mich einzigartig und mit jeder weiteren lerne ich, mir mehr zu vertrauen. Der Körper der Frau ist ein Wunderwerk und sollte auch als solches gesehen und behandelt werden. Ich „gebäre“ nicht einfach nur ein Kind, sondern ich begebe mich jedes Mal auf eine Reise ins wunderschöne Unbekannte. Eine Geburtsreise ist nicht in Worte zu fassen und auch nicht mit Bildern zu beschreiben. Ich durfte mich erneut, dank unserer Alleingeburt, voll und ganz  fallen lassen. Es gab nichts was mich davon abhielt, ganz tief abzutauchen und mich einfach treiben zu lassen …

Verzeiht mir Rechtschreib- und Grammatikfehler. Ich habe diesen Bericht geschrieben, während ich meine Tochter in den Schlaf geschaukelt oder gestillt habe 🙂

SDC13851